Wie alles begann
Anfang 1966, wurde die RMS Swiss School in Accra, Ghana, dank enormer Initiative der schweizer Kolonie in Ghana gegründet. Speziell zu erwähnen sind die Eheleute Gottfried und Marianne Bolleter, die sich als ortsansässige Geschäftsleute am Aufbau der Schule maßgeblich beteiligten.
Die Schweizerschule in Accra trägt ihren Namen in Erinnerung an den Schweizer Missionar Friedrich August Ramseyer, der von 1864 an während 44 Jahren an der «Goldküste» tätig war. Er arbeitete zuerst als Überwacher von Bauarbeiten in Accra (damals Christiansborg). Mit Rücksicht auf die Gesundheit seiner Frau musste er nach drei Jahren versetzt werden. Zuerst wurde er mit der Schule in Akropong betraut, später sollte er die Missionsstation in Anum übernehmen. Aber unterdessen brach im Süden der Krieg der Briten und der südlichen Stämme gegen die Ashanti aus. F. A. Ramseyer wurde mit seiner Familie als Gefangener nach Kumasi geführt und erst nach 5 Jahren wieder freigelassen.
Ziel- ein bisschen Schweiz inmitten Afrika
Die Gründer der Schule sahen ihr Ziel darin, den zahlreichen Schweizer Kindern in Ghana, eine, dem schweizerischen Standard angepasste Schulbildung und somit einen Übertritt an eine höhere Schule in der Heimat zu gewährleisten. Um diesem Ziel auch wirklich gerecht zu werden, wurde die Oberstufe auch schon bald als Sekundarstufe geführt.
Der Schulbetrieb begann 1966 mit nur 23 Schülern und 2 Lehrerinnen. All die Jahre hindurch ist die RMS Swiss School aber nie zu einer großen Schule angewachsen. Familiäre Atmosphere und Individualität im Unterricht waren schon immer großgeschrieben. Damit die Kinder am Unterricht teilnehmen konnten, wurden sie immer wieder über enorme Strecken auf unglaublich schlechten Straßen in die Schulen gefahren. Ein kleines, der Schule angegliedertes Hostel hatte praktisch all die Jahre hindurch den Kindern aus den entfernteren Regionen eine vielgeschätzte Unterkunft während der Schultagen geboten. Der Schule angegliedert ist nebst dem Kindergarten ebenfalls immer schon eine Nursery für 1-3 jährige Kinder. Sie wird in heute in Deutsch und Englisch geführt und bietet auch den Eltern anderer Nationen die Möglichkeit, ihre Kinder schon früh mit gleichaltrigen Kameraden in regelmäßigen Kontakt zu bringen.
Im Zuge der Mobilität der modernen Gesellschaft ist auch die Schweizer Schule Accra einem häufigen Wechsel unterworfen. Die Klassenbestände und somit die Gesamtschülerzahl variieren. Kinder kommen, Kinder gehen. Die Schule muss den Schülern mehr bieten als bloß Schulbildung; sie ist nicht nur ein Platz des Lernens. In Ghana verkörpert die Schule den Alltag der Kinder schlechthin. Das unbegrenzte Freizeitangebot Europas ist hier unvorstellbar. Die Kameraden in der Schule sind oft die einzigen Freunde, die die Kinder haben.
Die RMS Swiss School Accra hatte allen Grund, 1996 das 30-Jahre-Jubiläum mit einem entsprechenden Fest zu feiern, denn die Renovierungsarbeiten, die insgesamt zwei Jahre dauerten und viel Unruhe und Umtriebe in den Schulbetrieb brachten, waren endgültig beendet.
Warum entstand die einzige Schweizer Schule auf dem Kontinent Afrika? Das mag wohl einerseits mit der langjährigen Tradition der Basler Mission verknüpft sein, die schon sehr früh ihre ständigen Vertretungen in Ghana hatte. So war Ghana in der Schweiz doch eher ein bekanntes Land und es fanden auch bald Schweizer Geschäftsleute den Weg hierher. Andererseits erlangte Ghana schon 1957 als erste afrikanische Nation die Unabhängigkeit und war, verglichen mit andern afrikanischen Staaten, politisch immer relativ stabil. Bis 2008 war die RMS Swiss School keine Schule für Einheimische. Sie war ganz eindeutig für deutschsprechende Kinder konzipiert. Die Unterrichtssprache Deutsch, der Züricher Lehrplan und die dem Schweizer Standard angepassten Schulverhältnisse waren auf Europäer zugeschnitten. Da in Ghana eine Deutsche Schule fehlt, ist auch immer ein grosser Teil der Schüler deutscher und österreichischer Nationalität.
Und Heute
Die RMS Swiss School wird zur German Swiss International School-Accra. Eine gemeinsame Trägerschaft von Deutschland und der Schweiz ermöglicht diese Kooperation, um die erste bilinguale Schule in Accra, die die Kinder von klein auf bilingual unterrichtet, zu gründen. Dafür erarbeitet die Lehrerschaft ein neues pädagogisches Grundkonzept, welches den Unterricht mit einem bilingualen Curriculum überhaupt ermöglicht. Dieses pädagogische Grundkonzept basiert auf dem Thüringer Lehrplan für die Regelschule unter Berücksichtigung von Schweizer Elementen im deutschsprachigen Zweig und dem British National Curriculum für den englischsprachigen Zweig.
Das Lehrerteam wird internationaler. Nicht nur deutschsprechende Lehrer /innen aus der Schweiz und Deutschland sind an der Schule beschäftigt, sondern auch englische Muttersprachler verschiedener Nationen, die den englischsprachigen Unterricht abdecken. Die Schule ist nun auch für Eltern und Kinder verschiedenster Herkunft interessanter und das Bild der Schülerschaft wandelt sich. Trotzdem behält die Schule ihren familiären Charakter als eine kleine Auslandsschule.
Beginn des Schuljahres 2012/13 läuft die Vereinbarung zur deutsch-schweizerischen Förderung ab. Durch den weiteren Rückgang der Schweizer Schülerzahlen ist es nicht möglich, die Schule als Schweizer Auslandsschule im Sinne des Auslandschweizer Ausbildungsgesetzes (AAG) weiterzuführen.
Die GSIS Accra ist nun eine anerkannte deutsche Auslandsschule mit bilingualer Ausrichtung. Das pädagogische Konzept basiert auf dem Thüringer Lehrplan für die Regelschule im deutschsprachigen Zweig und dem British National Curriculum für den englischsprachigen Zweig.